Die Nachfahrentafel der Familie Sobbe von 1610
Das in Öl auf Eichenholz ausgeführte Bild erinnert an den Ratsherrn Johann Sobbe und seine Frau Anna, geb. Cholwoes. Es zeigt, wie die Reformations- und Stadtgeschichte Mindens sich im Selbstverständnis einer Familie über drei Generationen in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts spiegelt.
Unten knien links und rechts zur Widmung Johann Sobbe und seine Frau Anna in prachtvollen Sonntagsgewändern, oberhalb der beiden in aufsteigender Linie die 4 Töchter und 4 Söhne, die ins heiratsfähige Alter kamen sowie deren Kinder und Kindeskinder. Die verheirateten Frauen sind „unter der Haube”, die Mädchen tragen ein Kränzchen über dem Kopf.
Die kleinen Figuren und schwarz gekleideten Wickelkinder sind früh verstorbene Personen. Über einer bergigen Landschaft mit Städten in phantasievoller Renaissance-Architektur schwebt Gott, angedeutet durch eine ehemals silberne Scheibe mit dem hebräischen Wort für „Herr” und dem lateinisch wiedergegebenen abrahamitischen Segenswort „Ich werde dein Gott sein und der Gott deines Samens nach dir” (1. Mose 17,7) Beispielhaft zeigt das Bild eine Mindener Bürgerfamilie um die Wende des 16./17. Jahrhunderts, deren Identität in reformatorischer Frömmigkeit gegründet ist und die politisches Engagement als „Ratsfamilie”, kaufmännischen Wohlstand und die kulturelle Kraft für Kunst und Bildung miteinander verbindet.
Der Namensgeber des Mindener Klinikums Johannes Wesling (1598-1649), Professor in Padua und Begründer der modernen Anatomie, entstammt dieser Familie [drittes Kind von rechts] der vierten Tochter Catharina Wesling, geb. Sobbe [rechte oberste Reihe].